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In Erinnerung an meinen lieben Freund Ludwig Dengg

Ludwig Dengg

Einmal war unser Freund Ludwig mitten im Geschehen, als tiroler, ja österreichische Geschichte geschrieben wurde. Und das ausgerechnet in Vorarlberg. In Schruns. Im und vor dem Hotel „Taube“.

Wie jedes Jahr trafen sich die Landeshauptleute, Ministerpräsidenten und Regierungspräsidenten der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE Alp). Aus Vorarlberg, Tirol, Salzburg Südtirol, Bayern, Graubünden und der Lombardei und dem Trentino. Im 1. Halbjahr 1974 sollte der Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Kessler im Montafon der Gastgeber für die Runde der alpenländischen Regierungschefs sein. - In einem Jahr, in dem wieder einmal eine österreichische Bundespräsidentenwahl anstand, nachdem Bundespräsident Franz Jonas im April verstorben war.

Bruno Kreisky und die SPÖ hatten mit Dr. Rudolf Kirchschläger sehr schnell ihren Kandidaten für den anstehenden Wahlkampf benannt. Bei der ÖVP war es auch damals schon etwas schwieriger, sich auf einen Kandidaten zu einigen. ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Schleinzer hatte in Absprache mit dem damaligen niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Maurer, etwas voreilig den „Eisernen Hermann“, den früheren Vizekanzler in der ÖVP-Alleinregierung „Klaus“, zum Präsidentschaftskandidaten der ÖVP ausgerufen.

Das entsprach ganz und gar nicht den Vorstellungen des Tiroler Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer. Da traf es sich gut, dass sich Wallnöfer mit seinen Parteifreunden, dem Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Kessler und dem Salzburger Landeshauptmann Hans Lechner, zum ARGE Alp-Gipfel in Schruns traf. Exakt vier Tage, bevor der ÖVP-Bundes-Parteirat die Nominierung von Hermann Withalm als ÖVP-Präsidentschaftskandidat in Mürzzuschlag absegnen sollte. Die ersten paar Tausend Wahlplakate mit dem Konterfei Withalms waren da schon gedruckt.

Unser Ludwig reiste mit dem damaligen Chefredakteur der Neuen Tiroler Zeitung, seinem Schulfreund Wolfgang zu den offiziellen Beratungen der ARGE Alp nach Schruns, um darüber zu berichten. Am Freitag wurde brav getagt. Die Tagesordnung abgearbeitet. Am Abend ging es dann etwas höher her. Es wurde getafelt und – wie ich vom Hörensagen weiß – auch ganz schön dem Rotwein zugesprochen.

Gegen ein Uhr früh, bat Wallnöfer Ludwig und Wolfgang quasi zum Diktat. Der Tiroler Landeshauptmann war mit dem Vorarlberger Kessler und dem Salzburger Lechner zur Auffassung gekommen, dass es vernünftiger und chancenreicher sei, den Innsbrucker Bürgermeister Dr. Alois Lugger statt Withalm ins Rennen um die Hofburg zu schicken.

Wallnöfers nächtlicher Auftrag an Ludwig und seinen Freund Wolfgang war: Bis Samstagvormittag eine kurze Presseerklärung vorzubereiten, in der er sich unmissverständlich für Alois Lugger als Kandidaten der ÖVP aussprach. Der Unterstützung aus Salzburg und Vorarlberg konnte sich Wallnöfer nach der langen Nacht in Schruns ja sicher sein.

Am Morgen gegen 11 Uhr sah sich dann Wallnöfer - kurz vor der Rückfahrt nach Innsbruck - den Entwurf der Pressemitteilung auf dem Hotelparkplatz an und nahm noch ein, zwei kleine Korrekturen mit seinem Füllhalter vor. Als Unterlage diente die Motorhaube des Mercedes T1. Dann hieß es: Raus mit den Text an die APA, die Austria Presseagentur. Keine weitere Erklärungen!

Die Meldung schlug im samstäglichen Wien wie eine Bombe ein. Damals gab es noch kein Handy. Wallnöfer, Ludwig und Wolfgang waren – wie verabredet – für niemanden mehr zu erreichen. Alois Lugger ging – wie abgemacht – in Innsbruck nicht ans Telefon, als Wiener Journalisten und ÖVP-Politiker aus den anderen Bundesländern ihn sprechen wollten. In der Bundeshauptstadt konnte man sich keinen Reim darauf machen, wie ernsthaft der Vorstoß von Wallnöfer wirklich gemeint war.

Der Sonntags-Kurier tat die Attacke aus dem Wilden Westen mit der süffisanten Zeile ab, eine solcher Querschläger gehöre wohl zum Tiroler Brauchtum. Drei Tage später war im steirischen Mürzzuschlag dann wirklich Tiroler Abend, der Niederösterreicher Hermann Withalm Vergangenheit und der zweifache Innsbrucker Olympiabürgermeister Dr. Lugger Bundespräsidentschaftskandidat der ÖVP.

Die zwei Schulfreunde, Ludwig und Wolfgang, hatten mit ihrer Feder effektvoll nachgeholfen, dass ein Tiroler in das Rennen um die Hofburg ging. Der Wahlkampf sollte unseren Ludwig ein paar Wochen später mit Dr. Lugger in die Wiener Edenbar und das Cafe Hawelka führen. Auch dort wurde noch zu sehr später Stunde wahlgekämpft. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

(verfasst von Wolfgang Oberressl)